Der Blindenbetrieb
Arbeitsring Anerkannter Blindenwerkstätten-Schlich GmbH (AAB)
hat seine Gründung 1933 durch einen blinden Einzelhandwerker erfahren. In der Zwischenzeit hat eine positive Entwicklung und auch eine internationale sowie gesamtdeutsche Ausdehnung stattgefunden.
So schafft die AAB vielerorts in fast allen Bundesländern Arbeit für Blinde, in der Form einer Blindenselbsthilfe-Organisation. Während am Firmensitz in Hürtgenwald, sowie in Kornwestheim / Stuttgart hauptsächlich ausgebildet und umgeschult wird oder auch Reha-Maßnahmen durchgeführt werden, sind die meisten Handwerker in ihrer heimischen Atmosphäre einzeln oder in kleineren und größeren Gruppen tätig. Hierzu kommen die blinden Bürsten- und Pinselmacher, die Korbflechter, die in den ortsnahen Werkstätten, Blindenanstalten und Genossenschaften arbeiten.
Diese Blindenwerkstätten in den alten und neuen Bundesländern erhalten einen nennenswerten Bestandteil ihrer Beschäftigung von der >>AAB<<.
Täglich müssen über 200 Mitbürger durch den Arbeitsring Beschäftigung finden, so dass ein Heer von Verkäufern sich darum bemüht, Lieferaufträge zu erhalten.
Die Arbeit ist für die Blinden mehrfach wichtig. Sie dient nicht nur zum Lebensunterhalt, sondern sie gibt ihnen das Gefühl, nicht unnütz zu sein, etwas schaffen zu können, mit ihren Händen ein Qualitätsprodukt herzustellen, am produktiven Leben der menschlichen Gesellschaft teilzuhaben. Arbeit schenkt den Blinden einen Lichtstrahl auf dem Weg zu der eigenen Verwirklichung.
Deshalb ist jeder Mensch mit gesunden Augen aufgerufen mitzuhelfen, dass Blinde Beschäftigung erlangen und durch diese Erfüllung Würde behalten, nicht stumpfsinnig oder gar verzweifelt und lebensmüde werden. Es ist schwierig- vielleicht unmöglich- für jemanden mit gesunden fünf Sinnen nachzuvollziehen, wie sich ein Blinder in seinem Dunkeln fühlt oder was ein stark Sehbehinderter empfindet, wenn er eine Straße allein überqueren muss oder gegen ein Hindernis läuft.
Wie schnell kann aber in heutiger Zeit auch einen Gesunden durch Verkehrs- oder Arbeitsunfall, durch Verätzungen und Reizungen oder Krankheit oder vieles mehr, dieses Schicksal plötzlich und unerwartet treffen.
Wir, der Arbeitsring anerkannter Blindenwerkstätten, sind ständig bemüht, neue Betätigungsmöglichkeiten für Blinde zu finden. So entstand 1985 durch uns die Eifeler-Blinden-Weberei GmbH. Hier werden neben den hergebrachten Putz- und Scheuertüchern hochwertige Tischwäsche, Geschirr-, Microfaser-, Gläser- und Handtücher hergestellt. Darüber hinaus Qualitäts-Walk-Frottier in attraktiven Farben und ansprechendem Design. Selbst das Einweben von Namen ist in größeren Stückzahlen möglich.
Ein weiterer Schritt ist uns 1994 gelungen Blinde tätig werden zu lassen; nämlich in der Herstellung von hochwertigen Ring-, Flach- und Heizkörperpinseln, sowie im Vulkanisierverfahren, die Fertigung von Decken- und Malerbürsten. In der gleichen Technik stellen unsere Blinden als einzige in der Bundesrepublik Bürsten und Besen in keimfreiem, umweltfreundlichem Vollkunststoff für Lebensmittelverarbeitende Betriebe her. Diese Artikel entsprechen voll und ganz den Auflagen des Lebensmittelgesetzes.
Auf Initiative des AAB konnte in 1997 die Blindenwerkstätte Kornwestheim bei Stuttgart neu strukturiert werden. Hier entstanden in kürze viele neue und moderne Arbeitsplätze für blinde Korbmacher, die ein breit gefächertes Korbwarensortiment für den Alltag sowie für repräsentative Geschenkzwecke herstellen. Eine kleine Werkstatt für Stuhlflechtarbeiten konnte ebenfalls integriert werden; natürlich wird auch dort nach wie vor die traditionelle Bürsten- und Besenwarenherstellung fortgeführt.
Auch im darauf folgenden Jahr waren wir erfolgreich bei der Suche nach neuen Arbeitsgebieten für Blinde. So entstand in 1998 unsere hauseigene Stickerei. Mit einer alten und gebrauchten Stickmaschine waren wir in der Lage Namen, Initialen und einfache Schriftzüge auf unsere Webwaren zu sticken. Als man dann hier mehr Reife und Erfahrung gesammelt hatte, entschloss man sich schnell zusätzlich eine moderne Hochleistungsstickmaschine anzuschaffen, die Monogramme sowie Logos von Firmen und Betrieben brillant in Frottier und Glattgewebe einstickt. So entstehen hier täglich Werbetextilien, die keine Wünsche offen lassen. Durch diese rasche Entwicklung konnte die Anzahl der blinden Handwerker in der Stickerei verdoppelt werden.
Kundenanfragen brachten uns auf eine weitere Idee. Unsere langjährigen Erfahrungen mit textilen Rohstoffen ermutigten uns, die Produktion von Strümpfen genauer anzusehen. Dies ist zwar ein hoch technischer Bereich, was die Maschinenausstattung angeht, die Produktion selbst wird jedoch von immer gleichen Handgriffen und Tätigkeiten geprägt. Eine gute Voraussetzung um einen Blinden mit handwerklichem Geschick und einem guten Einfühlungsvermögen in maschinelle Abläufe, mit der Materie vertraut machen zu können. Im Jahr 2005 war es dann soweit, die beiden ersten Strumpfmaschinen wurden an unsere blinden Stricker übergeben. Weitere folgten in kurzem Abstand. Heute stellen wir ein breit gefächertes Programm hochwertiger Freizeit-, Sport- und Arbeits- sowie Businessstrümpfe her.
Die Suche nach neuen Arbeitsbereichen für Blinde brachte uns im Jahr 2008 auf zwei vollkommen neue Produktbereiche. Zum Ersten haben wir eine eigene Töpferei eingerichtet. Hier werden Dekorationsartikel (z. B. Kerzenständer) sowie alltägliche Gebrauchsgegenstände im Stech- sowie Gießverfahren hergestellt. Darüber hinaus werden zur Veredlung die unterschiedlichsten Glasuren aufgebracht.
Zum Zweiten gehen wir nun einen ganz neuen Weg und produzieren mit unseren blinden Handwerkern erstmals Produkte die nicht auf der klassischen Linie der Blindenwaren basieren. Es sind dies Kerzen, die in echter Handarbeit von den blinden Kerzenmachern hergestellt werden. Die Herstellung der Kerzen wird ausschließlich von Blinden in Handarbeit durchgeführt. Es handelt sich daher um Blindenware. Wir bedienen uns dabei zweier unterschiedlicher Produktionsverfahren. Stumpen-, Glocken-, Pyramidenkerzen etc. werden im Gießverfahren über entsprechende Formen hergestellt. Tafelkerzen werden gezogen, das heißt sie werden in einem Tauchverfahren produziert. Die Qualitätsbezeichnung -echte Handarbeit- für Kerzen darf nur von Behindertenwerkstätten mit den entsprechenden Produktionsverfahren benutzt werden.
In der Zwischenzeit und darauf sind wir besonders stolz, können wir sogar je nach Bedarf und Materialverfügbarkeit Reisstrohbesen aus Blindenhand anbieten.
Sie sehen, wir bieten Ihnen viele Möglichkeiten, die Ihnen erlauben unseren Verkäufern eine Bestellung zu erteilen – wofür wir Ihnen schon jetzt danken.
Der Arbeitsring anerkannter Blindenwerkstätten-Schlich GmbH ist Kernstück eines modernen, europäischen Konzerns von Blindenwerkstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit engen Kontakten nach Belgien und Italien. Neben den Partnerwerkstätten in Deutschland, der Eifeler-Blinden-Weberei GmbH, der Blindenhandwerk GmbH Berlin und der Blindenwerkstätte Kornwestheim GmbH wurde bereits im Jahr 2002 die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene gesucht. Der erste Partner dabei war die ÖBER GmbH in Graz/Österreich. Die ÖBER ist, wie wir, ein Traditionsunternehmen, mit Gründung im Jahr 1923. Im Jahr 2005 kam die Wiener Blindenwerkstätte im Louis Braille Haus dazu. Beide Werkstätten sind ursprünglich von den jeweiligen Landesgruppen des österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes gegründet worden und befinden sich nach wie vor in deren Verbandszentralen.
Das Jahr 2005 war gleichzeitig der Start für unsere Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Blindenbund (SBb) und der Eröffnung der Schweizerischen Blinden- und Sehbehinderten Werkstatt in Brig-Glis.